Verkehrsverbund Oberelbe stellt Weichen für 2024

30.11.2023 13:30

S-Bahn Dresden

Pressemitteilung des Verkehrsverbundes Oberelbe GmbH

  • Haushalt für das Jahr 2024 beschlossen
  • Tarifanpassung zum 1. April 2024
  • Neue digitale Auskunftsmedien ersetzen Fahrplanbuch
  • Vergabe der Leistungen auf den Bahn-Strecken nach Tschechien
  • Beschluss zum Start der Ausschreibung der S-Bahn Dresden

Der Verkehrsverbund Oberelbe (VVO) hat auf seiner heutigen Verbandsversammlung in Weinböhla Bilanz für 2023 gezogen und wichtige Entscheidungen für die Zukunft getroffen. Die Entwicklungen in diesem Jahr spiegeln die externen Rahmenbedingungen wider. Waren die ersten Monate noch von Einschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie geprägt, sorgte seit dem Mai das Deutschlandticket für deutlich steigende Fahrgastnachfrage. Bis zum Jahresende erwarten die zwölf Unternehmen rund 184 Millionen Fahrgäste, rund zehn Prozent mehr als im Vorjahr. Die Summe der Einnahmen und Ausgleichszahlungen liegt voraussichtlich bei 221,1 Millionen Euro. „Im Namen der gesamten Verbandsversammlung danke ich den über 5.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bei den Unternehmen für ihren täglichen Dienst“, betonte der Vorsitzende des Zweckverbandes, Landrat Michael Geisler. „Sie halten auch in turbulenten Zeiten Stadt und Land in Bewegung.“ 

Haushalt 2024 mit hohen Risiken behaftet

Die Verbandsversammlung, die aus Vertretern der Landkreise Meißen, Bautzen und Sächsische Schweiz – Osterzgebirge sowie der Landeshauptstadt Dresden besteht, hat heute den Haushalt für das kommende Jahr mit einem Volumen von rund 181 Millionen Euro beschlossen. Davon fließen 139,6 Millionen in den Eisenbahnverkehr, 5,1 Millionen an die Schmalspurbahnen und 4,9 Millionen in den Bus- sowie Nachtverkehr. „Damit sichern wir das bestehende umfangreiche Angebot in der Region“, erläutert Landrat Michael Geisler. „Zudem wollen wir im Rahmen der Infrastrukturförderung 7,8 Millionen Euro in den weiteren Ausbau des Nahverkehrs investieren.“ Der Haushalt des Zweckverbandes kann 2024 jedoch nur ausgeglichen werden, wenn der Freistaat Sachsen, wie bereits signalisiert, die zusätzlichen Regionalisierungsmittel des Bundes aus dem „Energiepaket“ und der erhöhten Dynamisierung an die ÖPNV-Zweckverbände weiterreicht. Zusätzlich geplant ist einmalig ein Rückfluss in Höhe von rund 8,5 Millionen Euro aufgrund der aktuell reduzierten Leistung wegen des massiven Personalmangels bei der DB Regio im S-Bahn-Netz und Dieselnetz. „Vor dem Hintergrund der deutlich gestiegenen Kosten benötigen wir diese Gelder, um den Status Quo zu sichern“, so Michael Geisler weiter.  

VVO-Tarif wird zum 1. April 2024 angepasst

Neue Tarifabschlüsse für die Mitarbeiter sowie insbesondere die hohen Kosten für Energie und Material machen eine Tarifanpassung zum 1. April 2024 notwendig. Die Preise im VVO steigen dann um durchschnittlich 7,7 Prozent. Der Preis für eine Einzelfahrt in Dresden steigt um 20 Cent auf 3,20 Euro, in allen anderen Tarifzonen steigt der Preis auf drei Euro. Für längere Fahrten durch mehrere Tarifzonen steigt der Preis der Einzelfahrt um 40 bis 80 Cent. Die 4er-Karte bleibt trotz einer Anhebung um 80 Cent auf 11,40 Euro eine Alternative für Gelegenheitsfahrer. Tageskarten für eine Tarifzone in der Region erhöhen sich um 50 Cent, in Dresden steigt der Preis um 60 Cent auf 8,60 Euro. Für längere Strecken sowie für Familien und kleine Gruppen steigen die Preise zwischen 90 Cent und 2,70 Euro an. Wochen- und Monatskarten werden zwischen sieben und acht Prozent teurer. So kostet die Abo-Monatskarte für Dresden dann 66,90 Euro. „Im Preis stabil bleiben neben den VVO-Tickets für Schülergruppen und Fahrräder die von Freistaat beziehungsweise Bund geförderten Bildungs- und AzubiTickets sowie das Deutschlandticket“, erläutert Burkhard Ehlen, Geschäftsführer des VVO. „Insgesamt ist die Gestaltungsmöglichkeit für den VVO deutlich gesunken, nur noch 46 Prozent der Einnahmen der hiesigen Unternehmen kann die Verbandsversammlung selbst gestalten. Daher ist es wichtig, dass die entsprechenden Ausgleichszahlungen von Bund und Freistaat stabil sind und dauerhaft fließen, um die Leistung der Verkehrsunternehmen zu finanzieren.“ Der VVO blickt daher mit hohen Erwartungen auf die Verkehrsministerkonferenz, die ein Konzept zur Durchführung des Deutschland-Tickets ab dem Jahr 2024 erarbeitet.

Weiterentwicklung der Auskunftsmedien

Zum Fahrplanwechsel am 10. Dezember erschient letztmalig ein gedrucktes Fahrplanbuch für den Eisenbahn- und Regionalverkehr im VVO. Während die Auflage des gedruckten Buches seit 2013 von über 83.000 auf 8.000 geschrumpft ist, hat sich die Zahl der errechneten Online-Auskünfte von 119 Millionen auf aktuell rund 570 Millionen fast verfünffacht. Intensive Marktforschungen zeigten, dass nur noch 0,5 Prozent aller Befragten ausschließlich das Fahrplanbuch nutzen. „Für diese Gruppe haben wir in diesem Fahrplanbuch eine Bestellkarte integriert, mit der die sie für das folgende Jahr benötigte Linien bestellen können“, so Burkhard Ehlen. „Zudem bieten die Verkehrsunternehmen für einzelne Strecken gedruckte Fahrpläne an, bei deren Erstellung der Verbund unterstützend tätig ist“. Das Buch wird weiterhin digital als PDF angeboten, zudem entwickelt der VVO ein Online-Tool „Mein Fahrplanbuch“, welches die Zusammenstellung mehrerer Linien zu einer PDF ermöglicht und sich jeder Nutzer ein individuelles Buch gestalten kann. Schon heute wird die Fahrplan-Auskunft des Verbundes für ähnliche Funktionen genutzt: „Neben 148.000 digitalen Buchseiten wurden dieses Jahr bisher über 56.000 Aushänge von Haltestellen im Verbundgebiet von den Nutzern heruntergeladen“, so Burkhard Ehlen weiter. „Diesen Trend zum individuellen Fahrplan für Zuhause und per App auch für die Hosentasche werden wir noch stärker Rechnung tragen.“

Vergabe der Leistungen auf den Bahn-Strecken nach Tschechien

Die Verbandsversammlung hat zudem heute die Vergabe der Eisenbahnstrecken für die kommenden Jahre beschlossen. Die Nationalparkbahn zwischen Děčín – Bad Schandau – Sebnitz – Dolní Poustevna – Rumburk wird, einem entsprechenden Beschluss des benachbarten Ústecký kraj folgend, bis 2033 von der České dráhy betrieben. Im Gebiet des VVO wird die bewährte Kooperation mit der DB Regio fortgesetzt. Es kommen weiterhin Fahrzeuge vom Typ Desiro zum Einsatz. Der Regionalexpress RE 20, der als Wanderexpress Bohemica in den Sommermonaten Dresden vormittags mit Litoměřice verbindet, und der entsprechende nachmittägliche Zug in die Gegenrichtung, wird Teil des VVO-Dieselnetzes. Für die Fahrgäste ändert sich gegenüber heute nichts, zum Einsatz kommen auch hier die barrierefreien und klimatisierten Desiro-Triebwagen.

Beschluss zum Start der Ausschreibung der S-Bahn Dresden

Der jetzige Verkehrsvertrag mit der DB Regio für die S-Bahn Dresden endet im Dezember 2027. Für einen entsprechenden Vorlauf hat die Verbandsversammlung nun den Start der Ausschreibung beschlossen. Im Rahmen eines Verhandlungsverfahrens mit Teilnahmewettbewerb wird ein neuer Betreiber für das Netz bis in das Jahr 2037, mit Verlängerungsoptionen bis 2042, gesucht. Vorbehaltlich der Finanzierungsmöglichkeit strebt der VVO eine moderate Ausweitung der Leistungen an, das Leistungsvolumen auf den Linien S 1, S 2 und S 3 soll um rund elf Prozent wachsen. „Die S-Bahn ist das Herzstück im Eisenbahnverkehr des Verbundes“, so Burkhard Ehlen. „Daher wird die Ausschreibung eine der wichtigsten Aufgaben im kommenden Jahr.“  

Das Gebiet des VVO umfasst neben der Landeshauptstadt Dresden die Landkreise Meißen, Sächsische Schweiz-Osterzgebirge und den westlichen Teil des Landkreises Bautzen mit insgesamt 1,2 Millionen Einwohnern. Der kommunale Zweckverband ist für den Schienenpersonennahverkehr verantwortlich. Darüber hinaus kooperiert er mit den kommunalen Verkehrsbetrieben und gestaltet einen einheitlichen Tarif.